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Dankbarkeit stärken - 3 Optionen

Zugegeben, mein erster Versuch, das Thema Dankbarkeit in einen Businesskontext zu transportieren, war nicht gerade, was man gemeinhin als «walk in the park» bezeichnen würde. Die Reaktionen der (vornehmlich männlichen) Teilnehmenden reichten von ungläubigem Staunen über vernehmbares Zähneknirschen bis hin zu abschätzigem Kopfschütteln. Doch schon nach 20 Minuten war diese Phase überwunden. Wie ist das gelungen? In diesem Blog beschreibe ich drei Wege, Dankbarkeit in Ihren Führungsalltag zu integrieren.

Auch wenn bereits zahlreiche Studien die Wirkung von Dankbarkeit auf die Performance von Mitarbeitenden belegen, will ich hier trotzdem die Kernaussagen erwähnen:

Dankbarkeit löst ausnahmslos positive Emotionen aus. Sie sind der einzig unendlich verfügbare Dünger, der Mitarbeitende aufblühen lässt - unabhängig von Geschlecht, Kultur, Ausbildung oder Hierarchie. Und Dankbarkeit wirkt reziprok. Wer Dankbarkeit ausdrückt, wird auch Dankbarkeit erhalten. Punkt.

Mit Dankbarkeit ist es leider wie mit Feedback. Beide kosten nichts und werden trotz ihrer unbestrittenen und durchwegs positiven Wirkung auf Engagement, Loyalität, Kreativität und Kooperation schändlich unterlassen. Oftmals wird allein aus Furcht vor möglichen, nicht-steuerbaren Emotionen des Gegenübers darauf verzichtet. Und das sagt meines Erachtens mehr aus über den Absender als über den Empfänger. Und drängt einem die Frage auf, ob denn Führende sich selber auch dankbar sein können. Aber lassen wir das. Wie kommt Dankbarkeit also in Ihren Führungsalltag?

Option 1: Schärfen Sie Ihr Radar

Ein vorsichtiger Weg wäre, sich selber auf Wochenbasis darüber klar zu werden, worüber Sie denn nun dankbar waren/sind. Einigen hilft das „Dankbarkeitsjournal“. Es reicht durchwegs, dafür die Notizapp Ihres intelligenten Telefons zu nützen. Jeden Freitag um 17:15 Uhr notieren Sie Ihre Beobachtungen. Und fragen Sie sich, ob die Liste wirklich nicht länger sein kann. Wie immer Sie auch vorgehen, dieser Weg sensibilisiert Sie für das Thema, ohne dass Sie sich gegenüber Dritten äussern müssen. Scheint sicher, scheint machbar, nicht? Gut. Also: Für was waren Sie letzte Woche dankbar?

Option 2: Werden Sie zum frohen Botschafter

Die erste Stufe der Interaktion ist der eine oder andere persönliche „Besuch“ bei Mitarbeitenden, denen Sie aus welchem Grund auch immer dankbar sind. Aber Achtung: Dankbarkeit bezieht sich viel weniger (oder gar nicht) auf eine erbrachte Leistung sondern viel mehr auf ein (nicht zu erwartendes) Verhalten einer Person in einem spezifischen Augenblick, dank dem eine Situation gerettet, verbessert werden konnte. Und indem Sie diese Besuche machen, wird ihnen auch auffallen, ob Sie immer die gleichen Mitarbeitenden besuchen. Also: Bei wem stehen Sie selten am Pult und aus welchen Gründen? Sind diese Gründe zulässig?

Option3: Meinen Sie es ernst

Auf der zweiten Stufe der Interaktion formulieren Sie handschriftlich Ihre Dankbarkeit. Ihre Karte senden Sie dann ab. Die Auswirkung dieser Karte ist enorm. Vermutlich denken Sie nun, dass ich das ja behaupten müsse. Fair enough. Dann testen Sie diesen Weg in einem vertrauten Umfeld: Schreiben Sie Ihrem Partner, Ihrer Partnerin, Ihren Kindern, Ihren Eltern, Ihren Geschwistern ein paar Zeilen. Auch wenn Sie bereits im Vorfeld mit der einen oder anderen Reaktion rechnen, werden Sie überrascht sein. Garantiert. Und dann werden Sie am eigenen Leib spüren, dass Dankbarkeit reziprok wirkt.

Nun will ich Sie keinesfalls irgendwie verbiegen und Sie dazu animieren, Dinge zu tun, von denen Sie glauben, nicht zu Ihnen zu passen. Seien Sie unbesorgt. Diese Ausrede höre ich mindestens gefühlte hundert Mal im Laufe eines Workshops. Und im Follow-Up stellt sich dann heraus, dass alle ausnahmslos nur positive Erfahrungen gemacht haben – und nicht nur weil sie andere Menschen mit etwas „Neuem“ überrascht haben. Auch der wiederholte Ausdruck von Dankbarkeit vermag diese nicht zu verwässern.

Seien Sie dankbar dafür, dass Sie Ihr Führungsrepertoire mit Dankbarkeit erweitern können. Damit haben Sie und Mitarbeitende gerade in eher raueren Zeiten einen leichteren Zugang zueinander, stehen weniger unter Druck und können deshalb umfassender agieren, kreieren und kooperieren. Ist das nicht, was Sie sich wünschen? Eben.

Dankbarkeit ist ein sehr wirksames und einfaches Führungsinstrument. Deswegen ist es ein wichtiges Element in meiner Buch Führen mit der T.I.G.E.R.-Methode©.

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